11.02.2025
Ungarn setzt auf Fracking statt Erneuerbare
Budapest setzt auf ein groß angelegtes Gas-Fracking-Projekt nahe der rumänischen Grenze – und widersetzt sich damit dem Brüsseler Kurs der Klimatransformation.
Quelle: enerNEWS-Partner EURACTIV Fracking gilt weitläufig als extrem umweltschädlich und hat weitreichende Folgen für Natur und Gesundheit. Mehrere EU-Länder, darunter Frankreich, Deutschland, Bulgarien, die Niederlande und Dänemark, haben Fracking eingeschränkt oder ganz verboten. Ungarn kündigte nach der Erklärung einer Energienotlage im Jahr 2022 eine Ausweitung der heimischen Gasproduktion an. Dazu gehört auch die Erschließung von Schiefergas in der Békes-Region nahe der rumänischen Grenze, das durch Fracking gefördert wird. Das „Corvinus“-Fracking-Projekt, eine Gemeinschaftsunternehmung der staatlichen MVM-Gruppe und der Horizontal General LLC, wurde 2022 als Projekt von öffentlichem Interesse eingestuft. Ende letzten Jahres erteilten die lokalen Behörden eine wichtige Genehmigung für die Erweiterung des Vorhabens. Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in tiefe Gesteinsschichten gepumpt, um Risse zu erzeugen und so Erdgas oder Öl freizusetzen. Dabei entstehen hohe Methanemissionen, aber auch Grundwasserverschmutzung und Erdbeben gehören zu den Risiken. Kritik von Umweltorganisationen Lokale Umweltorganisationen befürchten, dass die Projekterweiterung ohne eine vollständige Umweltverträglichkeitsprüfung oder eine grenzüberschreitende Untersuchung vorangetrieben wird, besonders weil das Projekt nur zehn Kilometer von der rumänischen Grenze entfernt liegt. „Es ist inakzeptabel, dass im Jahr 2025 […] eine Erweiterungsgenehmigung für ein fossiles Energieprojekt erteilt wird, das die verursachten Emissionen ignoriert“, kritisierte Eszter Galambos, Energieaktivistin der NGO Friends of the Earth Hungary, gegenüber Euractiv. Sie bemängelte zudem, dass eine umfassende Bewertung der Treibhausgasemissionen fehle – gerade bei den Emissionen, die bei der späteren Verbrennung des geförderten Erdgases und Öls entstünden. Außerdem fehlten wichtige Analysen, etwa zur „den kumulativen Auswirkungen von bis zu mehreren Dutzend Gasbohrungen, dem Gesamtwasserverbrauch sowie den Kohlendioxid- und Methanemissionen.“ Friends of the Earth Hungary hat vor Gericht Berufung eingelegt und fordert die Aufhebung der Erweiterungsgenehmigung. Die ungarische Regierung lehnte eine Stellungnahme ab und verwies auf die MVM-Gruppe. Die erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme gegenüber Euractiv, dass sie „die Minimierung der Umweltbelastung und den Schutz ökologischer Werte bei der Erdgasförderung als oberste Priorität“ behandele. Das Projekt verfüge „über alle erforderlichen behördlichen Genehmigungen, einschließlich gültiger Umweltlizenzen.“ |