21.03.2025
Griechenlands Energie-Vizeminister nach „schwerem Fehler“ unter Druck
Der erst kürzlich ernannte griechische Vize-Energieminister Nikos Tsafos steht in der Kritik.
Quelle: enerNEWS-Partner EURACTIV Nach Äußerungen auf Social Media, in denen er offenbar eine pro-türkische Haltung einnahm, wird auch seine politische Zukunft infrage gestellt. Tsafos wurde Anfang 2022 zum Energieberater von Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis und spielte seither eine zentrale Rolle in den energiepolitischen Debatten in Brüssel. Bereits zuvor hatte er sich mit Meinungsbeiträgen bei Euractiv regelmäßig in zentrale Diskussionen eingebracht. Unter seiner Federführung schlug Athen im selben Jahr eine umfassende Reform des Strommarkts vor und positionierte sich damit als Schlüsselakteur in der europäischen Energiepolitik. Anfang des Monats wurde Tsafos zum Vize-Energieminister befördert. Seit seiner Ernennung stehen Äußerungen von vor einigen Jahren im Fokus. Kritik entzündet sich an zwei Aussagen, die das sensible Verhältnis zur Türkei betreffen – eines der wenigen Themen, bei dem in der griechischen Politik seit Jahrzehnten parteiübergreifender Konsens herrscht. Besonders brisant: Tsafos bezeichnete das seit 1974 von der Türkei besetzte Gebiet Zyperns als „Türkische Republik Nordzypern“ – ein Begriff für einen Staat, der ausschließlich von der Türkei anerkannt wird und sowohl von der EU als auch von den Vereinten Nationen verurteilt wurde. Für viele Griechen ist die andauernde Besetzung Nordzyperns eine offene Wunde. Athen und Nikosia sind außenpolitisch eng verbunden und haben ein gemeinsames Verteidigungsbündnis. In einer weiteren Aussage erklärte Tsafos, es gebe mehrere Streitpunkte mit der Türkei – eine Einschätzung, die nicht der offiziellen Linie der griechischen Regierung entspricht und eher an die Argumentation Ankaras erinnert. Offiziell erkennt Athen nur eine offene Frage an: die Abgrenzung der ausschließlichen Wirtschaftszone, in der Griechenland Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer beansprucht. Beide Aussagen stießen parteiübergreifend auf heftige Kritik – sowohl von der Opposition als auch aus den Reihen seiner eigenen Partei Nea Dimokratia, insbesondere vom rechtskonservativen Flügel. Tsafos räumte inzwischen einen „schweren Fehler“ ein und suchte das Gespräch mit Ministerpräsident Mitsotakis. Die Opposition fordert seinen Rücktritt. Für Mitsotakis ist die Lage heikel: Sollte Tsafos sein Amt tatsächlich niederlegen, wäre er bereits der zweite Minister, der nur eine Woche nach der Kabinettsumbildung das Regierungsteam wieder verlässt. Bereits einen Tag nach seiner Ernennung trat der stellvertretende Forschungsminister Aristos Doxiadis zurück. Doxiadis war in ein Unternehmen involviert, das von der Wettbewerbsbehörde wegen unfairer Geschäftspraktiken sanktioniert worden war. |